Warum wir den Ruf der Seele manchmal lieber nicht hören wollen

(Oder: Was, wenn die Berufung plötzlich an der Tür klingelt und wir noch im Schlafanzug sind?)

Alle reden davon: den Seelenweg gehen, der Bestimmung folgen, sich dem Ruf hingeben.
Klingt toll. Groß. Wichtig.
Aber auch ein bisschen… einschüchternd.

Ich meine – passt so ein riesengroßes Thema überhaupt in mein ganz normales Leben? Oder sprengt es alles in die Luft? Und wenn’s kracht – wer kehrt dann die Scherben auf? Wer sammelt die Asche ein und puzzelt die Überreste wieder zusammen?
Ich wahrscheinlich. Wie immer.

Und dann dieses diffuse Gefühl: Wenn ich mich wirklich auf meine Bestimmung einlasse – was muss ich dann alles ändern? Muss ich dann plötzlich eine Mischung aus Tempeljungfrau, Ernährungscoach und Spitzensportlerin werden?

Ich hab da mal gelesen: Für den Priesterinnenweg wäre es gut, einen Mannschaftssport auszuüben.
Mannschaftssport. Ich. Die mit der Sportnote Vier bis Fünf und den drei Hunden, mit denen ich eh schon täglich durch Feld und Wald streife. Reicht das nicht als spirituelles Bootcamp?

Und wie sieht’s kulinarisch aus? Darf ich noch Käse essen? Eier?
Oder ist das dann schon zu unspirituell – und die Spirits wenden sich enttäuscht ab, weil ich nicht würdig bin?

Ja, ja, ich weiß – das sind Projektionen. Alte Muster.
Angst, nicht zu genügen. Angst, wieder ausgeschlossen zu werden. Aus der Liebe. Aus dem Paradies.
Aber irgendwo in mir flüstert es auch: Die Göttin liebt alle ihre Kinder.
Wie die Mutter, die wir uns immer gewünscht haben. Nur größer. Wärmer. Göttlicher.

Und dann höre ich immer wieder:
„Die geistige Welt prüft dich. Wenn du dich nicht ganz committest, bleiben die Türen zu.“

Aha. Prüfungen also. Na super.

Ich bin nicht so die Streberin. Ich bin eher die, die sich in der mündlichen Abi-Prüfung einen satten Blackout geleistet hat und dann zehn Jahre lang beim Gedanken an Prüfungen feuchte Hände bekam.

Aber trotzdem – oder gerade deswegen – bin ich irgendwann losgegangen.
Nicht perfekt. Nicht voll erleuchtet.
Aber immerhin zu dreiviertel committed ;O)
Denn wenn ich im Auftrag der Göttin unterwegs sein soll, dann bitte auf meine Art.
Mit Humor. Mit Menschlichkeit. Mit echtem Leben.

Und, ja – ich hab auch nicht gleich meinen Job im öffentlichen Dienst hingeschmissen, um mich hauptberuflich in den Wald zu setzen und zu trommeln.
Auch auf dem Seelenweg braucht’s manchmal noch echtes Geld – egal, wie hübsch wir es „Energieausgleich“ nennen.
Katzenfutter und Hundefutter wachsen nicht auf Bäumen. (Okay, meine Katzen sehen das am Vogelfutterhäuschen vielleicht anders… aber wir wollen ja keine Singvogel-Apokalypse riskieren.)

Der Seelenweg kommt selten mit Trommelwirbel und Nahtoderfahrung (zum Glück!).
Er kommt oft in leisen Momenten.
Und er zeigt sich Schritt für Schritt.
Denn alles auf einmal – das könnte den Energiehaushalt sprengen.

Aber wenn du beginnst, die Zeichen zu lesen…
Wenn du dich traust, den geöffneten Türen zu folgen…
Dann geschieht etwas.

Du wächst da hinein.
Blockaden lösen sich. Du wirst klarer. Kraftvoller. Wahrhaftiger.
Und plötzlich passt dein Leben zu dir – nicht andersherum.

Heute weiß ich:
Gut, dass ich doch auf den Ruf meiner Seele gehört habe.
Sie hat es klug gemacht – hat mich nicht überrannt, sondern umworben.
Hat mir Raum gelassen. Mich eingeladen. Und leise gesagt:
„Ich bin du. Ich weiß, wie ich dich rufen muss. Jetzt ist Zeit.“

Und ich?
Ich bin losgegangen. Mit zitternden Knien. Aber mit offenen Augen.
Und heute bin ich die Frau, die andere Frauen daran erinnert, dass sie auch gerufen sind.

Denn das Weibliche will zurück in seine Göttlichkeit – in dir, in mir, in uns allen.

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